Montag

Mein Lieblingswetter, mein Lieblingsende

Trocken aber klar, mit dichten Wolken verhangen. Am Horizont, ein Wald, an dessen oberen Ende sich saftiges Grün und atmosphärisch schweres Dunkelgrau kontrastieren. Gleichermaßen beißend wie harmonisch. Wie Zwillinge verschiedenen Geschlechts. Wie Leben und Tod. Ein kompletter Anblick.
Obwohl er nur aus zwei Farben besteht, hat man das Gefühl alles zu sehen was es zu sehen gibt. Massiv ist er. Charakter hat er. Respekt trotzt er ab. Er ist rauh, und zugleich weich. Anmutend. Eine perfekte Komposition. 
 
Dort will ich sterben. Auf einer Wiese davor, in gerade noch trockenem, satt-grünen Gras kniend, die Augen auf den Horizont gerichtet, der genau an diesem Tag das vollste Blättergewand trägt. Darüber, dunkelste Wolken, die trotzdem genug Licht durchlassen um das Grün leuchten zu lassen, es aber nicht wieder aufsaugen. Wie eine semipermeable Membran.
Und wenn sich dann die Wolken zur Erde hin öffnen, und es langsam beginnt um mich herum feucht zu werden, der Anblick mit sanften, diagonal wandernden Streifchen durchsetzt wird, wenn der Himmel der Erde lauter kleine Botschaften schickt, versucht ihm die Hand zu reichen, leg ich mich hin, um zu sterben.
Sogleich gewinnt der Wind an Stärke, die Böen wogen über die Wiesen, mein Haar weht mit dem Gras.
Ich hauche meinen Geist aus, der Wind trägt ihn davon.
Mein Körper wird eins mit der Erde, mein Geist mit der Unendlichkeit.
Es vollzieht sich der Lauf der Zeit. In Harmonie. Und ganz ohne Aufschrei.

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