Mittwoch

Melissa

Sie reicht die Hand zur Begrüßung als würde sie darauf einen Kuss erwarten. Gebrechlich wie ein gerade geborenes Kalb, reckt sie ihren Arm entgegen. Erwidert man, so weiß man nicht sicher, ob man überhaupt etwas berührt, oder das Wesen ihren Geist vor der Entbindung schon mal auf die Welt vorausschickte. 
Melissa.
Ähnlich gegenstandsarm verhält es sich mit ihrem Namen. Er ist schon zu Ende, da hat man gerade gemerkt, dass er begonnen hat. Oder vielleicht, nicht mal das. Bei erster Silbe „Me“ bekommt man kurz die Idee, es könnte vielleicht was kommen jetzt, aber erstmal abwarten. Und „lissa“... ganz sanft, wie ein leises Pfeifen in mittlerer Ferne. Der Vokal „i“, wird so kurz ausgesprochen, beinahe unbetont, und kommt daher, als hätte er sich in der Etage getäuscht. Das „a“ ist eigentlich gar nie zugegen, wodurch sich der Name, oder eher der Versuch davon, sich ausschleicht, wie ein kaum zischender Windhauch, der sich unter der Tür davonstielt, ein kleines Signal, ssssss, wie ein kurzer Zischlaut während des Schlafes, SSSSsssss. 
Kaum gemerkt, nur an der Schwelle zur Wahrnehmung gekratzt, entschläft man der Situation letzten Endes, vorbei ist der Name, vorbei die Person die ihn trägt.

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