Sonntag

Einmal Herz brechen und zurück, bitte.

Ich steige ein und fahre los. Ich merke, wie ich hier schon einmal war. Und ich erinnere mich, nicht alles was ich hier schon erlebt hatte, war gut. Ich merke, wie mich das unruhig macht, und trotzdem komm ich hier nicht mehr raus. Ich bleibe sitzen, sehe mich um, bin eingeschüchtert. Man macht sein Herz auf, und lässt die Fahrt beginnen. Man lässt es fließen, man lässt die Kontrolle ziehen. Wohin es geht kann einem keiner so genau sagen, es heißt nur immer, es wird schön werden. Die Fahrt wird schön, das Ziel ist schön, es heißt sogar, dort gibt es etwas, was nirgends sonst existiert. Und manche Leute sagen sogar, es ist das einzige was wirklich zählt. Und wer nicht fährt, kann nicht gewinnen. Als würde man in der Lotterie spielen. Und wenn ich mich hier so umsehe, scheint keiner in der Lage zu sein, einem diesen Eindruck nehmen zu können. Wie man dabei also nicht verlieren kann, das traut man sich kaum zu fragen. Und die, die darauf eine Antwort wissen, wissen genauso, dass sie sich darauf nicht verlassen können. Die Gesichter weichen aus. Sie gucken ins Leere, und hoffen auf den Gewinn. Aber ich kann ihre Leere sehen, ich kann ihre Enttäuschung spüren, ihre Trauer riechen. Als wären die Tränen gerade erst getrocknet. Ich sehe einen Spiegel, sehe dort das selbe. Hoffe auf Gewinn. Hoffe einer der wenigen zu sein. Hoffe, die Ausnahme in der Regel zu erleben.
Das Rad dreht sich also, und alle dürfen mit. Wann es anhält, weiß keiner, und wer als erstes aussteigt wissen ebenso wenige. Nur das es draußen umso kälter wird, je länger man drin sitzt, das weiß man schon. Aber drinnen bin ich. Und draußen wird es kälter. Wie ich da nur wieder rein geraten bin scheint mich der Mann im Spiegel zu fragen. Ich antworte nicht. Wieso er hier eingestiegen ist, frage ich mein Gegenüber. Er habe keine Wahl, scheint er zu antworten, sein Mund bewegt sich nur nicht. Ob er nichts draus gelernt habe, frage ich, und bleibe hartnäckig. Er macht sich seinen Scheitel zurecht, und zieht die Mundwinkel in die Wangen. Draußen ist es schon sehr kalt jetzt. Ob er daran glaubt diesmal zu gewinnen, scheint er mich zu fragen. Er nickt scheinbar, seinen Blick rasch zum Fenster richtend. Das wird nicht gut gehen, sagt ein anderer der plötzlich gegenüber sitzt. Ich verstehe nicht. Da ist er wieder gegangen. Und ist wieder da. Draußen ist es jetzt schon sehr kalt. Mein Nachbar dreht sich weg, steht auf, steigt aus. Wie ich hier nur rein geraten bin, wer sind all die Männer, die hier erscheinen.
Ich sehe aus dem Fenster, sehe Leute halb erfroren. Sehe mich, sehe dich, wie bin ich hier nur rein geraten. Wie hoch der Verlust diesmal sei, fragt mich einer, der keine Augen mehr hat. Das kommt darauf an, höre ich. Aber wer nicht mitfährt, kann nicht verlieren.

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