Freitag

Le Bisou

Ich weiß bis heute nicht so genau wofür ich das einst bekam, aber ich weiß, eines Tages wird jemand genau das von mir brauchen.

Eine Überlegung: Die Welt ist gar nicht ungerecht. Genauso ist es Gott nicht. Denn alles Unergründliche was der Mensch gerne aufzeigt um Gottes grundsätzliches Gutsein zu untergraben, gründet in ihm selbst. Massenvernichtung, Mord, Misshandlung: Alles unser. Missernten durch fiese Wetter: Grenzwertig, aber eben doch von uns nachhaltig provoziert. Vielleicht meint es auch kein Mensch so fies, denn jeder will ja so irgendwie was Gutes und so, doch fehlt es an globalem Denken. Der Planet ist ein Gesamtorganismus, wir ein Teil davon. Wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, soll echt keiner mehr behaupten er käme zu kurz, oder der Nachbar hätte mehr, obwohl er weniger dafür tut. Was für ein Scheiß! Denn erstens ist für sich genug für alle da, und zweitens gibt es keine Einzelnen die mehr haben können, denn wir sind alle das Selbe. Diesen geilen Scheiß könnte man, würden es nur alle wissen, oder das Glück gehabt haben es erfahren zu dürfen, immer und überall leben, jeden Tag auf der Straße, in der Metro, im Wald, am Esstisch.
Die verkommenen, so genannten menschlichen, Grundzüge über die Dinge und deren Ordnung nachzudenken, hat in uns nur selbst tief und immer tiefere Furchen geformt, durch Furcht und vererbte Furcht. Über die Jahrhunderte. Jahrtausende. Wie ein mächtiger Gletscher, der die Seele an ihrer unbewussten Innenwand unentwegt entlangschleift, sein spitzes, scheinbar ewiges Geröll dampfend vor sich hinpflügend. Wie ein schlafloser, gedrungener Knecht, der seinen Garten jede Nacht wie ohnmächtig mit einem rostigen Pflug zerfährt. Übirg bleibt ein tief-kantiges, dunkel-verwinkeltes, rostig-rotes, filthy-feuchtes etwas ohne Horizont.
In diesen tiefen, rostigen Kerben, zwängt sich unsere Sozialität durchs Unbewusste. Unbemerkt wird Schweres und Schwieriges zu Tage gefördert. Konflikte, Meinungen die wir scheinbar haben, über die Dinge, und die Menschen. Vielleicht fühlt man manchmal hier ist grade was seltsam, schon strange so ganz automatisch an diese mentalen Arschficks zu gelangen, aber da es immer so war, wird das schon passen. Wir merken nicht viel. Die gefühlte Dissonanz wird ertrunken, verpafft, gefressen. Und so kommt man trotz unwegsamem und rostigem Gelände ganz gut zurecht. Denn wir schmeißen uns auch gegenseitig immer wieder synthetische Decken über blutende Zweifel.
A Temporary Pleasure. Und ein Reizvolles.
Man bekommt also ohne sie bestellt zu haben, aus seinem Un/Unterbewussten Meinungen, Vorlieben, et cetera geliefert, und lebt danach. Ganz einfach. Sagt Dinge, macht Dinge. Nimmt Dinge (ein), schimpft über dieses, lacht über jenes, fickt kleine Kinder, findet das so oder so wenn das andere machen, je nachdem.
Es ist eine Co-Evolution. Wir entwickeln uns weiter, und wir entwickeln uns gegenseitig weiter. Wir nehmen Einfluss auf das was wir da nennen „Menschsein“, „Soziale Erwünschtheit“, „Schön und hässlich“, „Gut und schlecht“, und natürlich auch „Normal“ und „Gesund“. Wir beeinflussen uns die ganze liebe Zeit, wir leben uns das Leben selbst vor, wir sind Schüler und gleichzeitig Lehrer. Zu Lebensbeginn noch mehrheitlich Schüler, später mehrheitlich Lehrer. (Aber niemals nur Lehrer!) Wir sind wie eine superheterogene, natürlicherweise zusammengehörende Energie. Dieses Etwas bist Du. Und der Andere. Und ich. Und der Franz Beckenbauer genauso, wie der Barack. Natürlich auch Hitler und Ghandi. Und hier sieht man schon bald, wie dieser große Mensch funktioniert: Konstituiert ist er durch seine Einzelteile, bewegt wird er durch sie, gelebt wird er durch sie, verändert wird er durch sie. Sein tut er sie.
Wir sind (ein Teil der Manifestation von) Gott.

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