Sonntag

Einmal Herz brechen und zurück, bitte.

Ich steige ein und fahre los. Ich merke, wie ich hier schon einmal war. Und ich erinnere mich, nicht alles was ich hier schon erlebt hatte, war gut. Ich merke, wie mich das unruhig macht, und trotzdem komm ich hier nicht mehr raus. Ich bleibe sitzen, sehe mich um, bin eingeschüchtert. Man macht sein Herz auf, und lässt die Fahrt beginnen. Man lässt es fließen, man lässt die Kontrolle ziehen. Wohin es geht kann einem keiner so genau sagen, es heißt nur immer, es wird schön werden. Die Fahrt wird schön, das Ziel ist schön, es heißt sogar, dort gibt es etwas, was nirgends sonst existiert. Und manche Leute sagen sogar, es ist das einzige was wirklich zählt. Und wer nicht fährt, kann nicht gewinnen. Als würde man in der Lotterie spielen. Und wenn ich mich hier so umsehe, scheint keiner in der Lage zu sein, einem diesen Eindruck nehmen zu können. Wie man dabei also nicht verlieren kann, das traut man sich kaum zu fragen. Und die, die darauf eine Antwort wissen, wissen genauso, dass sie sich darauf nicht verlassen können. Die Gesichter weichen aus. Sie gucken ins Leere, und hoffen auf den Gewinn. Aber ich kann ihre Leere sehen, ich kann ihre Enttäuschung spüren, ihre Trauer riechen. Als wären die Tränen gerade erst getrocknet. Ich sehe einen Spiegel, sehe dort das selbe. Hoffe auf Gewinn. Hoffe einer der wenigen zu sein. Hoffe, die Ausnahme in der Regel zu erleben.
Das Rad dreht sich also, und alle dürfen mit. Wann es anhält, weiß keiner, und wer als erstes aussteigt wissen ebenso wenige. Nur das es draußen umso kälter wird, je länger man drin sitzt, das weiß man schon. Aber drinnen bin ich. Und draußen wird es kälter. Wie ich da nur wieder rein geraten bin scheint mich der Mann im Spiegel zu fragen. Ich antworte nicht. Wieso er hier eingestiegen ist, frage ich mein Gegenüber. Er habe keine Wahl, scheint er zu antworten, sein Mund bewegt sich nur nicht. Ob er nichts draus gelernt habe, frage ich, und bleibe hartnäckig. Er macht sich seinen Scheitel zurecht, und zieht die Mundwinkel in die Wangen. Draußen ist es schon sehr kalt jetzt. Ob er daran glaubt diesmal zu gewinnen, scheint er mich zu fragen. Er nickt scheinbar, seinen Blick rasch zum Fenster richtend. Das wird nicht gut gehen, sagt ein anderer der plötzlich gegenüber sitzt. Ich verstehe nicht. Da ist er wieder gegangen. Und ist wieder da. Draußen ist es jetzt schon sehr kalt. Mein Nachbar dreht sich weg, steht auf, steigt aus. Wie ich hier nur rein geraten bin, wer sind all die Männer, die hier erscheinen.
Ich sehe aus dem Fenster, sehe Leute halb erfroren. Sehe mich, sehe dich, wie bin ich hier nur rein geraten. Wie hoch der Verlust diesmal sei, fragt mich einer, der keine Augen mehr hat. Das kommt darauf an, höre ich. Aber wer nicht mitfährt, kann nicht verlieren.

Donnerstag

Die Seelen der Anderen

Irgendwo zwischen Schlafen und Wachen, gibt es eine Welt in der ich auf mein emotionales Gedächtnis zugreifen kann wie auf Dateien meiner Laptop-Festplatte. Diese liegen im Wachzustand seltsam dicht verschlossen. Hinter einer Tür, wie sie an Kühlwägen angebracht sind. Dick und dicht, mit einem langen waagrechten Hebel versehen, der beim Betätigen an das Öffnen eines Tresors erinnert.
Als ich mich also kurz in jener Welt befand, stand mir diese Tür, ohne es zu merken, plötzlich offen. Ich trete ein, und habe sofort das selbe Gefühl, welches ich vor sechs Jahren hatte. Außerdem ist mir in diesem Moment auch völlig klar, wieso ich damals dieses Empfinden so inbrünstig verspürte, was darunter lag, und was heute anders ist.
Damals war ich 21 Jahre alt. Es fühlte sich an, als könnte und müsste ich die ganze Welt entdecken. Und weil es auf der Welt so unendlich viel zu entdecken gab, jeder Zentimeter, jede Straße, jede Hausmauer, alles bei jeder Witterung nochmal, alles bei jedem Zustand nochmal, war ich 24/7 geflasht von ihr und allem was sich darauf abspielte. Ich war glücklich, ohne dass ich das so klar gesehen hätte. Oder sagen wir besser, ich war glücklich, retrospektiv. Denn was auf der Welt so war, war total toll, aber eben auch total bescheuert. Seit jeher liebte ich den oder die oder das oder was Erschaffer dafür, was er uns da so geiles beschert hat. Und gleichzeitig konnte ich nie verstehen, wieso dazu noch das ganze Beschissene auf der Welt dazugehören musste. Wovon das meiste, zu allem Überfluss, auch noch exklusiv menschlichen Ursprungs war. Und trotzdem fühlen sich viele von den Menschen so unglaublich besser, so toll überlegen als alle anderen Lebensformen, und, was dem die Krone aufsetzt, auch noch besser als alle oder die meisten anderen Menschen. Ich weiß nicht, woher sie diese Überzeugung haben, vielleicht haben sie das in der Bibel gelesen, dass sie das i-Tüpfelchen der Schöpfung wären, sich den Planet zum Untertan machen und ihn knechten dürften, vielleicht haben sie von ihren Eltern gelernt, dass sie ganz besonders besondere Menschen sind, ganz viel besser als die andern Schwachen, oder noch schlimmer, dass man stärker sein müsste damit man glücklich wird. Jedenfalls, kann das ja nur ein schlechter Witz sein. Diese Überheblichkeit, ohne sie vorher auf Fakten untersucht zu haben, oder gerade deswegen, gebärt sich aus Dummheit oder Angst. Beides. Aus Dummheit und Angst. Wo ich die Angst noch irgendwie verstehen konnte (ist wohl leider ein Antrieb, der des öfteren irrational fehlleitet, ohne dass Betreffender es merkt), war die Dummheit eigentlich kaum auszuhalten. Eine Welt, so unnatürlich wie wir sie uns selbst auf der Erde hindesigned haben, mit so kurzer Haltbarkeitsdauer, dass sich eigentlich jeder vor Schreck an den Kopf oder sonstwohin greifen müsste, kann niemandes Ernst sein. Eine Entwicklung anzupreisen (den so genannten Fort-Schritt), die langfristig nur den Bach runtergehen kann, und sich selber dabei aber auch noch so wahnsinnig intelligent zu finden, als hätte man die Standleituung zu Gott erfunden, ist gleichermaßen schockierend wie peinlich. 

Aber Angst machten mir nicht einzelne Trottel, die sich überschätzten, sondern viel mehr diejenigen, die diesen Trotteln blind glaubten, und ihnen mit Fahnen und Feiern hinterher ritten, direkt auf den Abgrund zu. Unter den Blinden waren zudem die Superblinden, die die trottlige Meinung möglichst für Geld weiterverbreiteten, im TV der Blinden, in Blinden-Zeitungen, und dafür auch noch Geld bekamen. Schlimmer noch, dass sie dadurch die Seelen der anderen verkauften, und das Geld in die eigene Tasche steckten. Natürlich nur so lange um es für nutzloses Zeug wieder auszugeben, davon hatten andere Blinde wieder was, und so fort.
Wenn man also seine eigene Naivität, seine eigene Infantilität, seine eigenen Grenzen nicht nur nicht sieht, sondern sogar so tut, als wäre all dies nicht da, als wäre man vollkommen, oder so ähnlich, wenn man sich also selbst nicht mal kennt, wie kann man dann so tun als hätte man ein Recht dazu sich so zu benehmen als ob?

Das konnte für mich nur eins bedeuten: Der Mensch ist noch dümmer als er selbst begreifen kann. (Unweigerlich schießt mir das Bild eines Mannes in den Kopf, der im Wald steht, lange Bart- und Kopfhaare hat, auch sonst sehr behaart ist, außer einem Tuch um die Lenden nichts trägt, unkontrolliert Laute von sich gibt, während er sich mit einer dicken Keule arhythmisch auf den eigenen Schädel schlägt. Daneben stehen ein paar Tiere, schütteln den Kopf, und ziehen weiter.)
Irgendwie war mir das so klar, irgendwie war das so systeminhärent, dass mich das auch gar nicht weiter störte. Ich sah das alles eher als ein Experiment, welches, wie das bei Experimenten meistens ist, eben nur temporär existiert, weil danach etwas gefunden wird, was besser funktioniert. Davon durfte ich ein Teil sein. Dieser Umstand bereitete mir Stirnrunzeln, machte mich aber auch glücklich. Denn fein war das schon, zu sein. Gab ja auch viele tolle Sachen auf der Welt, gar keine Frage. Ungefähr in jener Zeit las ich folgenden Satz: „Die Welt ist schlecht, das Leben ist schön.“
Aber die Überheblichkeit mancher Menschen, und gerade der Menschen so insgesamt, war so absurd, und gleichzeitig so unveränderbar, da konnte ich mich auf nichts verlassen. Man hat gar keine Wahl dachte ich mir, man muss jeden Tag so intensiv genießen wie irgend möglich. 


(Irgendwie wird man dann älter, und diese Leichtigkeit geht flöten. Als wäre es plötzlich wichtig, dass man doch noch seinen Beitrag zum Planeten leistet, so fühlt es sich an. Als wäre er doch noch rettbar. Mir scheint, bevor wir den Planeten retten können, müssten wir uns erstmal selbst retten. Der Rest kommt dann von ganz allein.)

Mittwoch

Melissa

Sie reicht die Hand zur Begrüßung als würde sie darauf einen Kuss erwarten. Gebrechlich wie ein gerade geborenes Kalb, reckt sie ihren Arm entgegen. Erwidert man, so weiß man nicht sicher, ob man überhaupt etwas berührt, oder das Wesen ihren Geist vor der Entbindung schon mal auf die Welt vorausschickte. 
Melissa.
Ähnlich gegenstandsarm verhält es sich mit ihrem Namen. Er ist schon zu Ende, da hat man gerade gemerkt, dass er begonnen hat. Oder vielleicht, nicht mal das. Bei erster Silbe „Me“ bekommt man kurz die Idee, es könnte vielleicht was kommen jetzt, aber erstmal abwarten. Und „lissa“... ganz sanft, wie ein leises Pfeifen in mittlerer Ferne. Der Vokal „i“, wird so kurz ausgesprochen, beinahe unbetont, und kommt daher, als hätte er sich in der Etage getäuscht. Das „a“ ist eigentlich gar nie zugegen, wodurch sich der Name, oder eher der Versuch davon, sich ausschleicht, wie ein kaum zischender Windhauch, der sich unter der Tür davonstielt, ein kleines Signal, ssssss, wie ein kurzer Zischlaut während des Schlafes, SSSSsssss. 
Kaum gemerkt, nur an der Schwelle zur Wahrnehmung gekratzt, entschläft man der Situation letzten Endes, vorbei ist der Name, vorbei die Person die ihn trägt.

Freitag

Red eyes and tears for you my love I feel

Er fährt durch die Straßen, auf dem Rad, in roten Turnschuhen, seine Augen, halb verschlossen. Wenn jeder nur wüsste was er hinter ihnen bedenkt. Denkt er sich. Mehr denkt er nicht. Jeder Mensch, der ihm vorüber kommt, denkt sich sicherlich ungefähr das Selbe über ihn. Denkt er noch. 

Motologie. Motorologie. Monologie. Monatelang monoton motorisch masturbieren. Monatelang! 
Ich liebe dich nicht mehr. Dachte sie. Und sagte sie. Fick dich selber! Dachte er. Und sagte er nicht. Es fühlte sich an, als würde jemand seine Energie einfach absaugen. Wie ein Vampir, der einfach Blut aus dir zieht. Die Energie, die ihm blieb, reichte noch dazu, Rad zu fahren, die Augen halb zu öffnen, über Gedanken denken nachzudenken. Dabei verlor er sich in eigenem Gedankenraum so hoffnungslos, wie ein Astronaut, der ins Weltall hinaustreibt. Dem kalten Schwarz entgegen schwebend.

Sonntag

4RN4

Er weiß vielleicht nicht was los ist, aber dass ihm das jemand hätte ansehen können, das kam ihm gar nicht in den Sinn. Er war nur froh. Froh mal wieder, oder noch einmal, es sah aus als wär es sein erstes Mal, als wär er gerade erst zur Welt gekommen, täte gerade seine ersten Schritte, erhielte gerade seine ersten Perzeptionen sensueller Umweltreize, als würde zum ersten Male Natürliches, völlig Rohes, Unverfälschtes in seinem Gehirn in Subjektives, Trügerisches, bunt Bemaltes, Unreales, vielleicht viel Realeres, vieleicht erst durch Beachtung und -trachtung Realgewordenes, Schönes, und Hässliches, übersetzt. Transkribiert. Er bleibt stehen, sieht sich um.
Die ganzen Menschen!
Und wie die alle seltsam ähnlich aussehen! Und alle seltsam konform sich bewegen und verhalten!
Er scheint der einzige Auffällige, doch fällt er keinem auf. Zu sehr scheinen sie alle damit beschäftigt ihresgleichen angestrengt zu beobachten, ja abzusuchen, nach, Bewegungsmustern, nach, Richtungen in welche man sich in welcher Geschwindigkeit bewegt, nach, Bewegungen mit Armen an welchen Schirme baumeln, nach Bewegungen wie und Zeitpunkten wann sie diese Schirme aufspannen, nach Regeln ob und wem man anbietet den Raum unter seinem Schirm zu teilen, wann man wie den Kopf schüttelt, steht, geht, lacht, stöhnt, empört, verhöhnt, verschmäht, respektiert, akzeptiert, Schuhe bindet, Temperatur empfindet.
Es sah aus als hätte er keine Vergangenheit, Zunkunft hat er sowieso keine. Eigentlich gehört er überhaupt nicht hierher, eigentlich ist er nur ganz kurz mal hier aufgetaucht, ein random Geist der sich im Universum verirrt hat, kam zufällig in diesem gerade frei gewordenen Körper raus, stand auf und begann mit den Beinen, begann zu gehen, und zu stehen. Nach 400 Lichtjahren wie man hier sagen würde, bekommt er 400 Meter (wie man hier sagen würde) zu Fuß, geht sie, steht sie, steht, geht, ist zu überwältigt um zu lächeln, zu beeindruckt um zu denken, um zu verstehen. Er geht, und steht, sein Schuh, nicht zu, seine Hosen streifen den charakterlosen Asphalt in der Vormittagssonne, Pullover mit Armen hängen so leblos herab wie sein ganzer Körper noch vor zwölf Minuten gewesen gesamt.
Er geht auf die Menge zu, die konfirmierte Masse. Sie weichen erst aus, als würde sich eine Delle bilden, und als er weiter Richtung Delle drängt, schließt die Masse den Kreis um ihn, langsam, vermindert den Radius, es wird enger um ihn, er versteht es nicht. Er hat dafür kein Programm bekommen. 
Bald schon ist er fast von dem Mob absorbiert, bald schon soll er Teil der antigraziösen multimenschalen Bewegungen ohne Willen und Zweifel sein, eingemeindet werden. In die einzige Gemeinde in der das Ganze weniger ergibt als die Summe ihrer Teile. Fähigkeiten zur subjektiven Wahrnehmung werden verschenkt, Individualität unreflektiert weggegeben, dem schnellen Lohn des Gruppenkonsenses erlegen, Ignoranz pluralisiert, Liebe rationalisiert und rationiert, Schirme werden kategorisiert, ihre Träger schirmgemaäß numeriert.
Er, steht, die andern, kommen, auf ihn zu, drängen auf, Unifikation, ein bißchen noch, bis zur, Vereinigung, zum Verlust, von, Pracht und, Einzigartigkeit und, Besonderem und, Sinn, dem Sinn des Daseins und, allem was mündig macht und, Schönheit, wahrer Schönheit! und, Wahrheit.
Doch diesmal, diesmal nicht.
Er haucht seinen Geist gegen den Himmel, der Körper schlafft zusammen inmitten schlaffer Körper, Menge vermengt ihn.
Er steigt auf, in den Himmel, höher ….. höher .   .   .    . nochmal höher    Wolken     Orbit   . . .    . . .  . . höher  .        .     Mond        ..    .   . . . nochmal höher    weiter           Mars .       .     .   .             Jupiter       tiefer               noch tiefer       .          .      .                 .       Neptun .         .      .          .     Solarsystem                 Ende                .    noch       weiter    .             .        .          alpha                alpha centauri        .                .        ferner näher ferner                                             universum                 .        .        umschließt ihn                  .        zieht sich              zusammen nur kurz                  dehnt sich wieder                  aus                                          .                                     .                         Geist                                                    U n  i   v  e  r    s   u    m
     
                 U                           n                               i       

f                                            i                                   k            
            
                 a                                                          t                                                   
                         i             
  
                                              o            


                                                             

                                            n
                                                                                                                            
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Mittwoch

Erst die Kindheit, dann das Verglühen.

Wassermelone riecht nach dem Garten von Familie Albrecht im Sommer. 
Die Sonne scheint. Das Holz des von Vater gebauten Sandkastens glänzt matt. Florians weißes Haar schimmert, es schimmert nach Stroh in seinem Kopf. Sein Blick verrät das ebenfalls. Das Haar am Hinterkopf stellt sich gegen den Himmel, er schlief verkehrt darauf. Seine Haltung ist schräg, ein Arm hängt länger seiner Seite hinab als der andere seiner anderen. Er hat weiche, sehr helle Haut. Er trägt sie eng an der Muskulatur, die nicht weiter ausgebildet ist. Wie ein junger Kaktus ohne Nadeln steht er zwischen zwei Brüdern. Schief. Der Geruch von Wassermelone durchschwemmt die Luft. Wie als wäre das rote Fruchtfleisch zerstäubt neben dem Haus ausgebracht worden. Die Sonne scheint stark. 
Gelbe Bagger liegen im Sand neben euch. Ihr seid bereits zu alt um sie zu nutzen, und trotzdem, sie gehören dorthin. Es ist eure Kindheit. Ihr wisst es nicht, und gleichzeitig ist es genau dieser Umstand der es so besonders macht. Zerstäubte Melone. Florian. Deine Brüder sind was sie sind. Du bist was du bist. Das Gras sticht grün. Die Wäschespinne lässt ihre Seile durchhängen. Wie ein vertrocknender Birkenbaum poliert. Plastikaufsätze an deinen Enden schreien nach Erlösung. Raus aus der unreal-natürlichen Umgebung, rein ins Verglühen.

Samstag

Der Spulant mit den Locken aus Firewire

Möglicherweise war es seine Idee, aber sicher war man sich da nie. Kann man sich ja auch nie sein. Ohne das man hier vielleicht noch hätte weiter diskutieren können, oder sollen, war jedoch noch lange nicht klar, was hintenraus, also am Ausgang, des Abends, des Gesprächs, und alle dem dazwischen, alle dem was möglich war, aber eben auch bisher noch nicht, verquerte man diese eine Nacht dort, an einem Ort, wo die Engel tief fliegen, wo die Frohlockung unter uns bleiben würde, aber eben nie nicht doch nicht mal nach außen drang, wo ein Schloss gebaut zu haben nicht bedeuten musste, darin auch einzuziehen, jedoch war die Idee der Ignoranz schon ad acta, sozusagen labil, aber doch klar verortet, dort, am Ort, der niemals so klar war wie niemals mehr danach, denn niemals zuvor hatte man das Pure der Idee so klar gespürt, so klar gefühlt, einfach ohne weiteres anerkannt, aber nicht dass es erst anzuerkennen gewesen wäre, nein nein, es war so als wäre ein neues Naturgesetz plötzlich ausgetreten, jeder hat es sofort internalisiert, doch verblieb man einst in der sichereren Überzeugung lieber, ohne dabei den Abend, das Gespräch, schlechtes Wetter war schon prognostiziert, aber Tanzen im Regen, das wurde integriert, Tanzen im Schnee, das wurde transzendiert, es wurde sogar ohne Flügel geflogen, ohne dass man dabei also wedeln musste, doch einmal, am Strand, da war es dann soweit.
Das cyan.blau kam den Himmel herab, es benetzte all die nackten Körper, dazu spielten verschiedene Menschen mit Instrumenten die irgenndwann mal im Trend lagen, und vielleicht schon wieder, retro, oder pro, spekuliert hat man schließlich immer, gebracht hat es schließlich nie etwas, mittwochs vor allem nicht, aber donnerstags wussten sie ja weswegen, auch wenn sie davon nichts mitbekamen.
Wenn man also so im sechzehnten Stockwerk ein bißchen auf Wolke siebzehn schwebt ist man sich schnell nicht mehr so sicher welches Stockwerk eigentlich zu welcher Jahreszeit das bessere ist, könnte man diese fixen Einteilungen mal hinter sich lassen, wären die Einschränkungen mit der saisonalen Frontalregion eigentlich auch nicht so ganz beatlastig. Einmal das Feuer für sich entdeckt ist es allerdings schon fraglich wieso man da noch lange ohne Flammen weiterradelt, könnte ja schließlich der Helikoptermann schnell mal landen und das Gesicht wiedererkennen welches zuvor noch die Bretter der Welt verbrannten, die acht mal drei plus x feinen Freitage ohne dem Mann von der Etage tiefer, wollte der nicht bald kommen und die Küche neu tapezieren, wie unzuverlässig, aber doch nachvollziehbar. Wenn man brennt hält man sich schließlich an Flüssen auf.
Von Gott gegeben waren die schon, aber halt missinterpretiert, lockiges Haar hat ohne ihre Farbe schließlich keine Aussagekraft, der Teufel hat auch Locken, kurze halt, bei dem kräuselt sich ja auch noch der Schwanz_die Moral_der Darm, sowieso auch seine Gehilfen, der Coup is geplant, die andern sind vorbereitet, wird also keine Chance haben, einmal Mr. Sony und seine Mitarbeiter aus Sukazuka dazugeholt, eingesetzt, zu viel soziale Inkompetenz hat da nie geschadet, brennen oder nicht, hauptsache Asche am Start.
Rauschen die creatures of the subsibirian hills einmal los, muss man schon mindestens in einem Mitsubishi sitzen wenn man nicht galant abzünden will, was andere vorher anzünden wollten, vielleicht haben die ja damals noch nicht wissen können, dass das besondere später eher normal sein wird, also waren die Zeiten ohne Makel jetzt eh nicht gerade heiß im Kreissaal, raus oder rein, na man wiederholt sich ja gerner als man immer sagt, man ist auch arroganter als man immer sagt, aber fleichbewusst sollte man schon sein wenn man seine Gehilfen verspeist, man kann seine Meinung ja auch mal ändern, oder etwa nicht. Ruine.
Rudi Mentär kam also daher gerollt und verfolgte sein Anliegen nicht ganz ohne das Interesse der subkulturellen Anspruchslage, jedenfalls der saisonalen, und das wusste er, die Saison war gut, nur der Ofen war halt zu lahm, aus nicht, aber flott unterwegs sein hieß dann doch nicht immer was es vorher schon angekündigt hatte, und nachdem sein Song nicht so gut ankam wie sein Fadenkreuz ihn in sich nahm, war der brave oder heiße, oder vergreiste, mal mehr. Mal weniger.
Ich schieb dir meinen Seestern in den Sand, du Steinfisch!
Runter jetzt da, wollte man doch immer gleich hoch hinaus, aber ohne Wolken, wie wollt ihr denn den Weg ohne das Ziel, aber erreichen halt meistens, am Ende jedenfalls, anfangs verdrahtete man sich gerne ohne dass der andere kabelweise die Teufel verknoten konnte, was sicherlich kein Nachteil war, aber Vorteil, naja, man weiß ja immer. Mal wieder. Erkannt. Entdeckt. Dursicht. Psychosomatische Integration ist ja schließlich ein und das selbe, wenn man schläft ja auch. Oder hat man jemals versucht ohne Draht zu Radeln, nein, Equilibirum also. Spulen aus Tesla waren ja schließlich auch nicht weniger substanziell als frühere Vereinbarungen.
Einmal verbanalisiert, immer verbanalisiert. Weißt du noch, der Plan und so, der Fels auf dem Haus, toll formuliert sagt er, voll katastophal, aber man kann seine Sätze ja später auch nicht verlangsamen, Freunde des Feuers. Firewire is eh der Stoff aus dem Fahrräder eigentlich sind, cool sind die nicht, aber bitte, man kann sein Meinung ja auch mal ändern, also was war nochmal das Geilste was einem passieren kann, eben. Bei ehrlichem Wetter sowieso. Dreigangrad. Zufrieden ist man ohnehin nur an Flüssen in denen Räder schwimmen. Jedenfalls Freitag Nachmittag in Odessa in rosa Polopullis und mit Flammen in der Iris.

Montag

Mein Lieblingswetter, mein Lieblingsende

Trocken aber klar, mit dichten Wolken verhangen. Am Horizont, ein Wald, an dessen oberen Ende sich saftiges Grün und atmosphärisch schweres Dunkelgrau kontrastieren. Gleichermaßen beißend wie harmonisch. Wie Zwillinge verschiedenen Geschlechts. Wie Leben und Tod. Ein kompletter Anblick.
Obwohl er nur aus zwei Farben besteht, hat man das Gefühl alles zu sehen was es zu sehen gibt. Massiv ist er. Charakter hat er. Respekt trotzt er ab. Er ist rauh, und zugleich weich. Anmutend. Eine perfekte Komposition. 
 
Dort will ich sterben. Auf einer Wiese davor, in gerade noch trockenem, satt-grünen Gras kniend, die Augen auf den Horizont gerichtet, der genau an diesem Tag das vollste Blättergewand trägt. Darüber, dunkelste Wolken, die trotzdem genug Licht durchlassen um das Grün leuchten zu lassen, es aber nicht wieder aufsaugen. Wie eine semipermeable Membran.
Und wenn sich dann die Wolken zur Erde hin öffnen, und es langsam beginnt um mich herum feucht zu werden, der Anblick mit sanften, diagonal wandernden Streifchen durchsetzt wird, wenn der Himmel der Erde lauter kleine Botschaften schickt, versucht ihm die Hand zu reichen, leg ich mich hin, um zu sterben.
Sogleich gewinnt der Wind an Stärke, die Böen wogen über die Wiesen, mein Haar weht mit dem Gras.
Ich hauche meinen Geist aus, der Wind trägt ihn davon.
Mein Körper wird eins mit der Erde, mein Geist mit der Unendlichkeit.
Es vollzieht sich der Lauf der Zeit. In Harmonie. Und ganz ohne Aufschrei.

Dienstag

raus_rein (_raus_rein_raus_rein_raus_rein_raus_rein_raus_rein_raus_rein_raus_rein_raus_rein_raus_rein_raus_rein_______.... . . . . . . . . . . . . . . . .

Ich bin ja auch selbst Schuld. Wenn man halt dumm ist, dann braucht man sich auch nicht wundern wenn der Laden nicht so läuft wie man das gerne gehabt hätte. Dann wird die Party ohne einen selbst abgefeiert, und die Rimbos dort vor Ort lachen sich halt schlapp. Zisch, pfeif, pffiu, und zu ist das Fenster, vorbei die Möglichkeit, tschüss, servus, auf niemals, peace halt, ne passt gut, geh ruhig, mhm, fick dich. Wenn man spastisch den Arsch nicht aus dem Gras bekommt, denkt, man könnte das jetzt halt auch erstmal kognitiv regeln, erstmal beobachten und dann halt mal, äh, vielleicht umstrukurieren, oder hmm, rekonfigurieren, äh, selber bumsen.
Vielleicht ist das ja alles relativ, und vielleicht ist alles was hier steht auch sinnlos weil unkonkret. Und weil jeder es kennt, jeder es nicht kennt, jeder dafür ist, jeder dagegen, man versteht es, und auch nicht, vielleicht is mir das heute auch einfach egal. Ich schreib die Scheiße ja für mich.
Wenn man als Schreibender antizipiert was der Leser denkt, ist das sowieso hinderlich im Prozess. Andrerseits komm ich ohne auch nicht aus, will ich doch immer irgendwen bestimmtes oder unbestimmtes erreichen, der dann jetzt vielleicht seinen Arsch aus dem Rasen hebt und sich benimmt wie ein Mann, und nicht wie ein Junge. Der seine Hoden mit Stolz trägt, und nicht mit Heimweh zu Mama.
Natürlich bin ich das alles selber was ich da schreibe, aber das ist ja auch ganz klar, sonst würd die Ware ja nicht meinen Körper verlassen. Natürlich will ich heim zu Mama, zurück in den Bauch am besten. Natürlich würd ich mir lieber einen attraktiveren Körper suchen und rückwärts reisen, versuchen da reinzukommen in wo ich einst die geborgensten neun Monate meines Lebens hatte. Dahin wo ich nicht mehr denken muss, wo ich nur noch grinsen darf. Teile von mir haben es eh schon des öfteren geschafft dort wieder einzudringen, ihr erinnert euch vielleicht, je nach Geschlecht und Beziehung zu mir.
Natürlich will ich deswegen mit euch schlafen. Ich will zurück da unten rein. Und wieso ich da so rhythmisch Gas gebe während dessen liegt nur daran, dass ich es heimzahlen will, weil es so weh getan hat beim Austritt damals. Anno dazumal. Payback baby. Jetzt wird abgerechnet. Alle dran glauben jetzt.  
Neun Monate chillen, danach neunzig Jahre heimzahlen für den ungefragten Rauswurf.

Sonntag

irgendwie schon, gang, aber vielleicht

Falls du auf die Frage „Wie geht’s?“ auch immer lügst, oder es dir mittlerweile selber glaubst, und vergessen hast, was „gut“ eigentlich bedeutet, oder bedeutet hat, oder du gar nicht daran denken möchtest, weil es sich unangenehm kratzig anfühlt da drinnen, dann hör damit bitte jetzt auf. Sofort.
Tu es für dich.
Und ich meine dich! Ich meine dich, weil ich weiß, dass es so ist, und weil ich weiß, dass du das alles, gar nicht so weit kommen lassen wolltest, aber irgendwie, sind die jahre vergangen, und irgendwie, hat man es gar nicht, recht gemerkt, und irgendwie, denkst du dir, irgendwie, war früher, alles einfacher, und irgendwie, hast du auch recht, aber irgendwie, ist das zu leicht, denn irgendwie, unterschätzt du dich, und deine selbstwirksamkeit, deine macht, auch, über dich selbst, und irgendwie, könnte das jetzt, anstrengend werden, denn irgendwie, kommt nichts von ganz allein, nur irgendwie, ist es eben einen versuch wert, denn irgendwie, ist das leben, vielleicht noch mehr, als das, als was?, als das, was du ihm gerade so, abverlangst, denn das, ist nicht viel, nicht gut so, der schongang, in den untergang, der schonende, untergang, nicht gut, zu wenig, mehr möglich, irgendwie, meinst du nicht?, ja das meinst du, auch, is ja aber noch zeit, is ja, noch zeit, kann ja sein, dass man morgen stirbt, irgendwie, und dann, is man halt tot, is ja dann auch egal, eigentlich, oder nicht?, scheiße, irgendwie nicht, nicht gut, nicht schön, sterben schlecht, leben besser, ach so, naja, du hattest ja, deine zeit, die gute, die ist zwar schon, vorbei, aber immerhin, war sie da, die willst du zwar, wieder haben, aber ist ja schon, zu spät, ist ja jetzt auch, schon egal, jetzt, irgendwie, oder?, aber vielleicht, ach so, sterb ich ja noch gar nicht, hoppla, ja prima, ach so, aber trotzdem, is ja schon vorbei, die gute zeit, ja scheiße, und jetzt?, kein plan irgendwie, vielleicht, ein bier, sicher, gute idee, irgendwie, kann ja morgen dann noch, mich um mich kümmern, kannst du, ja, das kannst du, und wann machst du?

Dienstag

Derrweil wird’s mi scho net verreißn, also her mit dem Zeig!

Die beißende Kälte verschwimmt vor seinen Augen, der dicke Bauch heizt den Eiskanal hinab, unten dann, explodiert das Fleisch, wird sinnvoll recycled, next life, next chance.

y yo, ni siquiera conozco a tu nombre

Trotzdem bin ich diesem Mädchen ausgeliefert. Ich bin willenlos könnte man auch sagen.
Dein Blick streift meinen suchenden nicht suchend, ich seh, nur einen Moment, in deine Augen, und es wird völlig klar:
Eure Tiefen will ich runtertauchen, bis ganz nach unten. Da ganz unten, wo es so verquer und kaputt, wo alles eckig und kantig ist. Spitz ist es, alles tut weh, egal was man anfasst. Dort unten möcht ich sein, dort unten will ich leben, allen Schmerz fühlen, ihn aufsaugen. Ich kann dagegen nicht an. Es ist die Tiefe, die uneinsehbare Tiefe.
Ich werde dort unten sterben.
Noch einen Moment: Ich brauche euch. Wenn du mir durch deine Augen Eintritt gewährst, bitte, dann kann ich in mich in deine Tiefen stürzen, und ich lerne dich, ich befinde mich, ich bin. Es zieht mich an wie eine abgefickte Droge, ich zieh mir die Scheiße rein, so tief ich kann, lass es in mir wirken, atme es aus, und die Wirkung hinterlässt Spuren. 
Du füllst die Säulen meiner Seele mit Substanz an, bringst sie ins Wanken, stabilisierst sie, durchbohrst sie, wirst notwendig für sie, bist sie.

Montag

en aquel entonces / ahí abajo

Also nochmal von vorn das Ganze.
Nicht alles was ich tue, muss immer das Allercoolste sein.
Ich muss nicht immer das Geilste machen was es gibt, und ich muss nicht alles was ich mache auf die geilste art & weise machen die es jemals gegeben hat / haben wird / wird müssen sein / hätte sein müssen.
Ich dreh „true love waits“ lauter und merke dabei nicht, dass es wahr ist. Ich merke nicht, wie es mich tröstet. Ich merke, wie der Schmerz versucht in meine Seele einzutauchen, wie die Melancholie mein Herz warm und kalt, so ehrlich und echt, gerne umspülen will. Ich merke, wie die Oberfläche verhärtet, erstarrt ist. Der Schmerz hat nur kleines Geschütz aufgefahren, einstmals adäquat. Er hämmert auf die Oberfläche ein wie ein Kind, welches sein verloren geglaubtes Haustier unter der Eisschicht vermutet, und mit Vaters Gummihammer verzweifelt versucht, so wieder die Gefühle zu befreien, die es einst mit ihm verband . . . ohne allerdings nicht zu wissen, dass es nichts bringt. Hoffnungsbefreite Schläge täuschen in tieferen, noch nicht erstarrten Schichten, Oszillationen an, die mit Schmerz assoziiert sind, jedoch unfähig diesen auszulösen. . .

Ich wandle schlafend durch den Tag,
manchmal bin ich wach bei nacht.
Denn es ist klar,
ich hab noch nie so viel gedacht,
doch irgendwann,
habe ich schon mehr gelacht.

newsflash

Die ersten Minuten am Morgen nach harten Partys fühlen sich an als quälte sich die krasse Informationsschnecke rückwärts durch mein Gehirn. Mehr und mehr durchspült sie das komplette Teil mit Infos aus „Gestern Nacht“, dem Streifen, der gestern Nacht eben tatsächlich abgelaufen ist, und mit löchriger, fragmentarischer, aber stabiler Gewissheit versucht meine eigene Vergangeheit zu werden.
Als würde sich das Infopaket mit einem Mal von null auf hundert, von Nichts auf Realität katapultieren.

Donnerstag

Der Mann im Fenster

Es fällt mir immer schwerer. Ich hab permanent das Gefühl, ganz viele Sachen auf dieser Welt laufen ganz ganz schlecht, und wir befinden uns defintiv in der Endzeit unserer Zivilisation. Insgeheim wünsch ich mir das sogar ein bißchen. Ich hab die Hoffnung lange aufgeben, dass wir uns selber aus diesem Loch wieder rausziehen, in das wir vorher ganz viele Sachen geworfen haben die keinen Spaß machen. Ich glaube, wir steuern ungebremst in den Abgrund, wir beschleunigen sogar noch. Vielleicht sogar exponentiell. Es gibt so viele Probleme auf der Welt, so viel Schlechtes und Schlimmes was jeden Tag passiert, so viel Scheiße mit der ich nur fertig werden kann, in dem ich mir denke, es ist eh schon egal, also mach noch das beste draus, sei noch ein bißchen einer von den Guten, spende und empfange noch so viel Positives als möglich in den paar jämmerlichen Jährchen die dir und den andern noch bleiben. Mich macht das schon nicht mal mehr wirklich traurig, ich warte nur drauf, und hoffe, dass sich bald was tut, dass bald was passiert, irgendwas, was was bringt. Und ich halte uns Menschen dafür nicht fähig. Wir können es nicht selbst. Wir sind zu unreif. Paradoxerweise steht das leider ganz im Gegensatz zu dem was in der Bibel steht oder man auch sonst so vernimmt: Spitze der Evolution. Und genau da liegt sie begraben, die Scheiße. Im arroganten Kleingeist der Mächtigen und anderen Idioten und allen anderen und mir. Wir kommen der Verantwortung nicht nach die wir automatisch erlangen durch die Macht die wir bekamen.
Noch schlimmer ist: Wir können so viel, und reden so viel, und machen dann alles anders.
Und noch alberner ist: Wir wüssten ja theoretisch was wir wollen und wie das erreichbar wäre, nur wir können es nicht umsetzen.
Das ist sehr ärgerlich: Wir besitzen die Reife um globale Lösungen für beinahe jedes globale Problem zu entwerfen, aber wir besitzen nicht die Reife sie umzusetzen!
Es gibt ja Lösungen: Kein Lebewesen muss mehr Hunger haben obwohl anderes Lebewesen gleicher Gattung Essen wegwerfen, keiner muss mehr Planeten zerstören auf dem selbst wohnt, keiner muss mehr Lebewesen umbringen die er selbst ist (welches Tier ist so blöd und bringt reihenweise Artgenossen um und isst sie dann nicht mal auf?), keiner muss mehr vergewaltigen Kinder die selbst gezeugt oder anderer gezeugt, keiner muss mehr Nachteil haben weil eigene Eltern Pech gehabt, keiner muss sterben obwohl seine Zeit noch gar nicht gekommen ist.
Aber wir schaffen es nicht. Wir können es nicht. Und ich bin überzeugt: Wir können es wirklich nicht. Der ach so tolle Mensch ist nicht fähig sein eigenes Überleben zu sichern.
Also was wird passieren? Entweder alle oder viele gehen drauf, und die die übrig bleiben lernen praktisch nichts dazu, oder die Sonne strahlt uns 2012 so ins Gehirn, dass wir uns danach endlich als Einheit sehen und nicht als Einzelkämpfer.
Von Anfang an denkt jeder, er müsste überleben, und zwar egal wie, survival of the fittest, nach mir die Sintflut, mir doch egal wenn die anderen verrecken, hauptsache ich kann mir eine goldene Butterdose davon kaufen. Aber Tatsache ist doch, wir sind nicht getrennt, wir denken es nur. Wir sind nicht getrennt, denn selbst zwischen uns, im Raum, wo wir denken da ist nichts, da ist nur Luft, da ist auch was. Wir sehen es nur nicht. Denn es gibt nicht nichts. Sonst wären wir ja ein Körper – also sind wir ein Körper. Und eben nicht nur Du und der andere, sondern auch der Vogel, und der Biber, die Fliege, die Kletterpflanze, die Karotte, und die Kuh, und nicht nur die, auch die Glasflasche und der Stift in deiner Hand, der Laptop vor dir, der Stuhl unter dir, und die Luft um dich herum.
Nur so leben wir nicht.

Und ich schau aus dem Fenster, ich schau nach gegenüber. Ich seh den Mann im Fenster. Er telefoniert. Läuft auf und ab. Er gestikuliert. Heftig. Bleibt stehen. Geht weiter. Aber nicht weil er fürchtet es könnte etwas passieren oder auch nicht. Nein. Er gestikuliert, schaut ins nichts, geht seine Schritte, weil seine ganze Konzentration, seine ganze Person, ja alles was er ist, in genau diesem Moment genau dieses Telefonat führt. Er tut das, und sonst nichts. Er tut es, als wäre er nur für dieses Telefonat gezeugt, gelehrt und genährt. Die Sonne strahlt in sein Fenster, ihn an, der Himmel darüber, blaugrau, die Luft, kalt und klar, das Leben, so schön.

Freitag

Le Bisou

Ich weiß bis heute nicht so genau wofür ich das einst bekam, aber ich weiß, eines Tages wird jemand genau das von mir brauchen.

Eine Überlegung: Die Welt ist gar nicht ungerecht. Genauso ist es Gott nicht. Denn alles Unergründliche was der Mensch gerne aufzeigt um Gottes grundsätzliches Gutsein zu untergraben, gründet in ihm selbst. Massenvernichtung, Mord, Misshandlung: Alles unser. Missernten durch fiese Wetter: Grenzwertig, aber eben doch von uns nachhaltig provoziert. Vielleicht meint es auch kein Mensch so fies, denn jeder will ja so irgendwie was Gutes und so, doch fehlt es an globalem Denken. Der Planet ist ein Gesamtorganismus, wir ein Teil davon. Wenn man es aus dieser Perspektive betrachtet, soll echt keiner mehr behaupten er käme zu kurz, oder der Nachbar hätte mehr, obwohl er weniger dafür tut. Was für ein Scheiß! Denn erstens ist für sich genug für alle da, und zweitens gibt es keine Einzelnen die mehr haben können, denn wir sind alle das Selbe. Diesen geilen Scheiß könnte man, würden es nur alle wissen, oder das Glück gehabt haben es erfahren zu dürfen, immer und überall leben, jeden Tag auf der Straße, in der Metro, im Wald, am Esstisch.
Die verkommenen, so genannten menschlichen, Grundzüge über die Dinge und deren Ordnung nachzudenken, hat in uns nur selbst tief und immer tiefere Furchen geformt, durch Furcht und vererbte Furcht. Über die Jahrhunderte. Jahrtausende. Wie ein mächtiger Gletscher, der die Seele an ihrer unbewussten Innenwand unentwegt entlangschleift, sein spitzes, scheinbar ewiges Geröll dampfend vor sich hinpflügend. Wie ein schlafloser, gedrungener Knecht, der seinen Garten jede Nacht wie ohnmächtig mit einem rostigen Pflug zerfährt. Übirg bleibt ein tief-kantiges, dunkel-verwinkeltes, rostig-rotes, filthy-feuchtes etwas ohne Horizont.
In diesen tiefen, rostigen Kerben, zwängt sich unsere Sozialität durchs Unbewusste. Unbemerkt wird Schweres und Schwieriges zu Tage gefördert. Konflikte, Meinungen die wir scheinbar haben, über die Dinge, und die Menschen. Vielleicht fühlt man manchmal hier ist grade was seltsam, schon strange so ganz automatisch an diese mentalen Arschficks zu gelangen, aber da es immer so war, wird das schon passen. Wir merken nicht viel. Die gefühlte Dissonanz wird ertrunken, verpafft, gefressen. Und so kommt man trotz unwegsamem und rostigem Gelände ganz gut zurecht. Denn wir schmeißen uns auch gegenseitig immer wieder synthetische Decken über blutende Zweifel.
A Temporary Pleasure. Und ein Reizvolles.
Man bekommt also ohne sie bestellt zu haben, aus seinem Un/Unterbewussten Meinungen, Vorlieben, et cetera geliefert, und lebt danach. Ganz einfach. Sagt Dinge, macht Dinge. Nimmt Dinge (ein), schimpft über dieses, lacht über jenes, fickt kleine Kinder, findet das so oder so wenn das andere machen, je nachdem.
Es ist eine Co-Evolution. Wir entwickeln uns weiter, und wir entwickeln uns gegenseitig weiter. Wir nehmen Einfluss auf das was wir da nennen „Menschsein“, „Soziale Erwünschtheit“, „Schön und hässlich“, „Gut und schlecht“, und natürlich auch „Normal“ und „Gesund“. Wir beeinflussen uns die ganze liebe Zeit, wir leben uns das Leben selbst vor, wir sind Schüler und gleichzeitig Lehrer. Zu Lebensbeginn noch mehrheitlich Schüler, später mehrheitlich Lehrer. (Aber niemals nur Lehrer!) Wir sind wie eine superheterogene, natürlicherweise zusammengehörende Energie. Dieses Etwas bist Du. Und der Andere. Und ich. Und der Franz Beckenbauer genauso, wie der Barack. Natürlich auch Hitler und Ghandi. Und hier sieht man schon bald, wie dieser große Mensch funktioniert: Konstituiert ist er durch seine Einzelteile, bewegt wird er durch sie, gelebt wird er durch sie, verändert wird er durch sie. Sein tut er sie.
Wir sind (ein Teil der Manifestation von) Gott.

Durch die Nacht

Ich schnall die Hoden fest, und geb Vollgas:
Die Lethargie in meinem Körper fühlt sich an wie ein Pferde-Tranquilizer, die Mischung mit den 190 km/h macht aus mir einen vernebelten Boten des Todes. Die Schmerzen und Lasten auf meinen Schultern drücken meinen geschundenen Körper weiter Richtung Gaspedal. Mit dem Kinn auf dem Lenkrad, die Augen halb verschlossen, doch ich kann nicht anders. Je verschwommener Blick und Gedanken, desto krasser wird der Speed.
205 km/h.
Lenkrad glüht, keine Kontrolle. Ich jage über die speed street, mein Herz klopft in einem schizophrenen Rhythmus – acht schnelle Schläge folgen auf einen beat per minute. Während dieser Minute friert mein Atem an der Scheibe, die Lichter rauschen vorbei. Geräusche, flirren, Lichter, rauschen, mein Kopf schafft die Differenz nicht mehr. Mein Bein steigt immer noch tiefer in die Pedalgrube hinab, meine Augen sehen meinen Arsch.
Die Luft ist kalter Schweiß.
At the speed of whatever knallt mir plötzlich eine epinephringetränkte Fotze auf den Mund. Saugend wie an mother's breasts hol ich mir den Stoff direkt von der Quelle. Das Zeug schießt schneller in mein Gehirn als Sperma aus meinem dick bei Extremgeilheit.
Fick mich hart!, denk ich mir, und saug weiter am Schlund des Wahnsinns.
Mein Blick wird wieder beißend klar, das Gas geht weiter voll durch. Mit 240 lass ich alles was lahme Scheiße ist rechts und links wie gefickte Schlampen liegen, setz mir die Epinephrinmuschi auf meinen Schwanz, und fick sie im Takt des nahenden Todes.
Jetzt wird jeder Stoß der Letzte sein.
Durch die Nacht mit Crack und electric drugs in my heart werde ich mit jedem Vorstoß in die Epinephrinhure immer noch schneller. Ich fick uns beide tot, Nutte!, schreie ich schneller als es jemand verstehen kann. Sie kreischt wie eine verreckende Hyäne, kommt, und jagt literweise Drogenschleim aus ihrer Muschi über meinen kranken Schoß.
Blick auf den speed: 278 km/h.
Noch während mein Unterteil die verdrogten und sowieso unfruchtbaren sperms aus meinem Sack schießt, verlasse ich meinen Körper.
Ich rausche ohne Schwanz und ohne Körper und ohne Widerstand über meinem schwarzen Schlitten durch die kalte Nacht. Die Karre gleicht einem black dick, der wie auf dampfenden Schienen über schwarzen Teppich mäht. Drinnen rechnet mein Körper mit der Cracknutte heavy and hardcore ab. Body setzt Bitch die ultimativen Stöße rein. Das Ganze gleicht dem „Predator schlachtet Feind mit Bajonette ab“ - Style. Nutte, jetzt im Alien-look, wird lautschreiend bei Tempo 292 mit weißem Gift vollgepumpt wie Reifen auf zwölf bar Druck - Die Hure explodiert straight away. Fleisch fickt weiter ins Fleisch, rast auf Abgrund zu, ich, Geist, rausche darüber, Karre kracht ins dunkle Nirgends, ich hinterher, jetzt ist es vorbei.